Bachelor-Thesis, Kolloquium
Auswahl eines Themas für die Thesis
Viel gibt es hierzu nicht zu sagen. Meine Thesis habe ich bei Prof. Dr. Keller am Fachbereich für Parallelität und VLSI geschrieben. Warum? Weil ich ein eigenes Thema habe bearbeiten wollen und es thematisch am besten in diesen Bereich gepasst hat. Der Betreuer muss auf Thememvorschläge nicht eingehen, kann es aber. I. d. R. ist auf der Fachbereichsseite eine Themenliste eingestellt, die man sich zunächst einmal anschauen sollte. In vielen Fällen gibt es mindestens ein Thema, dass im eigenen Interessenbereich Platz findet. Sollte das aber nicht der Fall sein, kann man versuchen ein eigenes Thema vorzuschlagen. Ist es akademisch genug (das Aufsetzen eines ESXi ist es eher nicht), so könnte man durchaus Gehör finden. Im Endeffekt liegt es am Professor selbst, ob er das gewählte Thema akzeptiert oder nicht.
Bearbeitungszeit
Die Bearbeitungszeit für die Thesis beträgt drei Monate. Ob man Teilzeit- oder vollzeit-Student ist, spielt hierbei keine Rolle. Man bekommt evtl. einfacher eine Fristverlängerung, sofern man sie beim Prüfungsamt beantragt. Aber weitere Auswirkungen hat der Hörerstatus meines Wissens nach nicht.
Schritt 1: Exposé
Download: Expose-TeX-Template.
Schlägt man dem Professor ein eigenes Thema vor oder sucht sich eines aus, so ist der erste Schritt die Anfertigung eines Exposés. Eine Regelung für die Seitenzahl oder den Aufbau des Exposés gibt es anscheinend nicht. Zumindest habe ich nichts finden können. Die Angabe für meines lautete zwischen drei und fünf Seiten; ich landete bei ca. fünf Seiten echtem Text. Der Aufbau war bei meinem Exposé wie folgt:
- Titelseite
- Einführung: Um was geht es?
- Problemstellung: Was ist das Problem?
- Zielsetzung: Welches Ziel wird verfolgt?
- Lösungsansatz: Wie soll das Ziel erreicht werden?
- Eigene Motivation: Was sind meine Gründe genau dieses Thema zu bearbeiten?
- Ablauf und Meilensteine: Zeitplanung von Beantragung bis Abgabe.
- Voraussichtliche Gliederung: Beta-Version des Inhaltsverzeichnisses.
- Quellenangabe: Habt Ihr im Exposé Literatur verwendet, kann eine Quellenangabe nicht schaden.
Ganz wichtig: Kalkuliert beim Ablauf nicht mit der Fristverlängerung. Ihr solltet zwei Wochen vor Abgabefrist fertig sein. Eventuell möchte der Professor auch noch eure Arbeit überfliegen, bevor ihr sie abgebt um sicherzustellen, dass ihr nicht komplett am Thema vorbei geschrieben habt. Fragt nach, ob das gewünscht ist und plant zwei Wochen Zeit für das Lesen ein. Anschließend noch einmal eine Woche für die Einpflege der Korrektur und die abschließende Formatierung.
Fragt beim Fachbereich oder eurem Betreuer an, ob es für das Exposé Vorgaben bzgl. Schriftart, Größe, Zeilenabständen, etc. gibt oder Ihr eine eigene Vorlage verwenden könnt. Meine TeX-Vorlage könnt Ihr oben downloaden. Verwendet habe ich TeXnicCenter mit MikTex. Nachdem man "seine" Einstellungen gefunden hat, funktioniert das super. Mit WYSIWYG habe ich gemischte Erfahrungen gemacht und habe deswegen auf solche Editoren und OpenOffice/Word komplett verzichtet. Mehr Zeit mit der Formatierung, als mit dem Inhalt zu verbringen muss ich nicht nochmal haben. Auch auf die zittrigen Hände wenn man eine Abbildung verschieben möchte kann ich gut und gerne verzichten.
Schritt 2: Thesis
Hat euer Betreuer die Gliederung abgenickt, könnt Ihr die ganze Geschichte förmlich beim Prüfungsamt beantragen und loslegen. Haltet euch an euren Plan und auch grob an eure Gliederung. Der Professor geht von eurer Gliederung im Exposé aus. Falls Ihr viel an der Gliederung ändern müsst, fragt im Zweifel beim Betreuer nach, ob das okay ist. Eventuell hat euer Fachbereich auch Layout-Angaben, an die Ihr euch halten müsst, d. h. nachfragen. Bei mir war das nicht der Fall, so dass ich mir aus vielleicht zehn oder fünfzehn heruntergeladenen Diplom- und Doktorarbeiten, Master- und Bachelor-Thesen im Internet alles an Layout herausgesucht habe, was mir passend erschien. Herausgekommen ist folgendes Layout:
Download hier. Aber wie gesagt: Fragt nach, welche Vorgaben euer Fachbereich oder Betreuer favorisiert. Noch ein kleiner Disclaimer meinerseits: Ich bin kein TeX-Experte. Irgendwann hatte ich das Layout meiner Arbeit dann auch so, wie ich es gerne hätte. Die meisten Tipps (Fußnoten bündig, Tabellen, ...) habe ich aus Beiträgen unter http://www.golatex.de und http://www.mrunix.de. Weitere gute Ideen erhaltet Ihr auch bei Erbsland und Nitsch (Download PDF).
Folgende (keinesfalls allgemein gültige) Tipps kann ich euch noch mit auf den Weg geben:
Seitenzahl
Versucht nicht auf "biegen und brechen" die Seitenzahl einzuhalten. Wenn das Thema mehr abverlangt, dann können es durchaus auch mehr Seiten werden. Die Seitenzahl, die ich im Kopf habe sind 70. Ich habe sie um ca. 10% überschritten, da mein Thema teilweise doch sehr text- und bildlastig ist. Fragt aber vorher nach, ob es okay ist.
Roter Faden
Behaltet immer das Problem und die Lösung im Auge. Ein bisschen Abschweifen ist erlaubt, sofern es für das Verständnis notwendig ist. Füllabsätze sollte man vermeiden, das fällt auf. Euch nicht, aber einem fachkundigen Leser schon ("Was hat das nun damit zu tun?!").
Formulierungen
Das Lesen eurer Arbeit sollte nicht weh tun. Am Ende muss man die Thesis weglegen können und ein "rundes Gefühl" haben. Nicht nur bei dem fachlichen Teil der Arbeit. Kann man eure Arbeit flüssig lesen, so entsteht ein stimmiger Eindruck und ein subjektiv positives Gefühl. Auch wenn Ihr fachlich alles richtig gemacht habt, so sollte man m. M. n. dem Leser so viel Respekt entgegen bringen, dass er sich beim Lesen nicht anstrengen muss. Vor allem den Betreuern, die neben ihrem Forschungs- und Lehrauftrag jedes Semester derart viele Bachelor- und Masterarbeiten lesen und bewerten müssen, sollte man einen Lese-Schluckauf nicht zumuten. Bandwurmsätze, die zu häufige Verwendung von Lieblingswörtern, etc. Lässt sich alles vermeiden.
Einband und Druck
Nachzufragen, welcher Einband präferiert wird, schadet sicherlich auch nicht. Ich hatte eine einfache Leimbindung, da mir nichts vorgegeben wurde. Nehmt unterschiedliche Einbände in die Hand und fragt euch: Bereitet es mir Aufwand die Thesis mit diesem Einband zu lesen? Wenn Ihr das nicht direkt mit einem "Nein!" beantworten könnt, sucht euch was anderes aus.
Was den Druck angeht: Ihr braucht drei Exemplare. Für das Prüfungsamt und für die beiden Prüfer. Das Exemplar für das Prüfungsamt kann in schwarz-weiß gehalten werden. Achtet aber beim Versand darauf, die farbigen "Prüfer-Exemplare" entsprechend zu markieren.
Versand und Verpackung
Post. Umschlag. Fertig. Naja, fast. Da die Arbeit praktisch schutzlos im Umschlag steckt, empfehle ich euch Packpapier (Amazon-Link) um die Ecken der Arbeit zu schonen.
Schritt 3: Kolloquium
Habt Ihr die Arbeit abgegeben und der Betreuer sie gelesen, so wird im nächsten Schritt ein Termin für das Kolloquium vereinbart. Eine Präsentation von 30-35 Minuten ist an der Uni zu halten und den Prüfern Rede und Antwort zu stehen. Hört sich schlimmer an, als es ist. Sind noch Fragen offen geblieben, die in der Thesis nicht beantwortet wurden, so könnt Ihr hier darauf eingehen. Das kann eure finale Benotung nur verbessern.
Eingeladen werden vom PA noch einige Mitarbeiter der Uni, die aber nicht alle erscheinen. Lasst euch also von der E-Mail "Herr/Frau XY stellt Ihre Arbeit am Z vor, sie sind herzlich eingeladen!" an die 20 Personen nicht einschüchtern. Bei mir waren vielleicht sechs Leute anwesend und waren sehr hilfreich die paar Minuten Diskussion im Anschluss an die Präsentation gut rum zu bekommen. Die Fragen sind keine falsch oder richtig Fragen, sondern eher ein höflicher Meinungsaustausch oder nett gemeinte Steilvorlagen zum ausnutzen ("Wie sehen Sie das? Wie sind Ihre Erfahrungen?"). Alles sehr entspannt. Im Anschluss kann man evtl. auch am Vortrag des Nachfolgers teilnehmen wenn man Lust hat.
Mir wurde das Bestehen im Anschluss nur durch das "Herzlichen Glückwunsch zum Studienabschluss!" bestätigt. Die Note kam dann später schriftlich.
Schritt 4: Briefkasten
Irgendwann endet das Studium dann auch so, wie es angefangen hat: am Briefkasten. Per Einwurfeinschreiben kommt auf etwas dickerem Papier eure Urkunde, Zeugnis, englisches Diplom und zwei Beglaubigungen in einer Klarsichthülle und einer FernUni-Briefmappe.
Das Ergebnis von 3-6 Jahre harter Arbeit findet auf ein paar Seiten im Briefkasten ein, dem immensen Aufwand etwas unwürdiges Ende. Aber wenn man mich fragen würde, was man hätte anders machen können, so wüsste ich auch keine Antwort. Es ist halt schließlich ein Fernstudium. Hüte werfen per Skype-Chat? Ne, dann doch lieber der Gang zum Briefkasten.
Ich wünsche euch viel Erfolg bei eurem Studium. Durchhalten, es lohnt sich! 😉